Pressemitteilung: Hochhausaufstockung zerstört Canaletto-Blick

 

Schon lange soll die Sanierung des maroden Hochhauses am Pirnaischen Platz erfolgen. Daran hat sowohl der Eigentümer als auch die Stadt Dresden Interesse. Bereits 2017 bei der Vorstellung der ersten Pläne hatte die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) angemahnt, auf einen zweistöckigen Ausbau des Flugdaches zu verzichten. Damals wurde ihr noch seitens des Stadtplanungsamtes vorgeworfen, Fake-News zu verbreiten. Die GHND argumentierte damals, dass durch die Aufstockung die Altstadt-Silhouette gefährdet werde, die mit großer Mühe in den vergangenen zwei Jahrzehnten und mit internationaler Aufmerksamkeit gerettet und wieder hergestellt wurde. Sie stellt als sogenannter Canaletto-Blick den eigentlichen Wert der Dresdner Altstadt dar und ist Dresdens Corporate Identity. Aus den Hochglanzprospekten der Stadt auf internationalen Messen und Werbematerialien ist sie nicht mehr wegzudenken. Die vielleicht traurige Ironie an der Geschichte: Die Stadt begeht 2022 ein sogenanntes Canaletto-Jahr. Bei der Entscheidung über die Sanierung sollte beachtet werden, dass das zu hohe Gebäude mit dem Fragment des Flugdaches die Stadtsil – houette bereits ohne Ausbau erheblich beeinträchtigt. Deshalb sieht das Hochhauskonzept für dieses Gebiet einen Rückbau von Hochhäusern vor.
Einen Eigentümer und vier Jahre weiter haben anscheinend einige resigniert, sind zermürbt, und einige hat es auch nie interessiert. Das Stadtplanungsamt ignoriert, nein weigert sich, die Fakten anzuerkennen. Die Denkmalschutzbehörden, die für die Überwachung des Schutzstatus verantwortlich sind, sind in einen Tiefschlaf verfallen oder schauen weg. Der Stadtrat ist desinteressiert und müde, das höchste Gut der Stadt zu erhalten.
Der jetzige Eigentümer, die Quarterback AG, will nicht über den Ausbau des bisher nicht ausgebauten Flugdaches verhandeln. Stattdessen schwärmt der davon, wie fantastisch die Aussicht auf die Altstadt wäre:
„Mehr Dresden geht nicht.“
Hier will einer partizipieren von der Altstadt, der in einigen Jahren verschwunden sein wird, und die Stadt sitzt mit einem Schaden und Imageverlustes da. Die GHND fordert die Denkmalschutzbehörden von Stadt und Land sowie den Stadtrat auf, endlich zu handeln. Notwendig wäre eine Verträglichkeitsprüfung des Dachaufbaus mit der geschützten Altstadt-Silhouette. Keiner kann sich herausreden nichts gewusst zu haben, wenn statt eines beleuchteten Schriftzuges „Der Sozialismus siegt“ dann ein gewaltiges Leuchtband über der
Stadt prangt.

Der Vorstand
Dresden, 23.11.2021

 

Bild von der Marienbrücke (GHND e.V./M. Mikut)